From birth, man carries the weight of gravity
on his shoulders.
He is bolted to earth.
But man has only to sink beneath the surface
and he is free.
Jaques Ives Cousteau
APNOE
das willentliche Anhalten des Atems,
der Atemstillstand
Das Apnoetauchen. Eine Reise zwischen zwei Atemzügen. Dem letzten bevor du abtauchst und dem ersten, wenn du wieder an die Oberfläche kommst. Eine Reise an die Grenzen deines Körpers und die Grenzen deiner Psyche. Eine Reise zu dir selbst. Eine Reise, zurück in das Element aus dem wir alle stammen. Dem Wasser.
So beschreiben viele der großen Apnoeisten wie Jaques Mayol, Umberto Pelizzari oder Guillaume Néry ihre Leidenschaft zum Tauchen mit nur einem einzigen Atemzug. Es verlangt vor allem Ruhe und Entspannung, Vertrauen und Gelassenheit. Du besinnst dich ganz auf dich und deine Atmung. Dann kannst du abtauchen, die Gedanken verstummen und für einen langen Atemzug kannst du in der unendlichen Stille dieser anderen Lebenswelt abschalten und Stress und Termine des Alltags einfach mal vergessen.
Einige aus unserem Team haben diese Form des Tauchens für sich entdeckt und neben den wöchentlichen Trainingseinheiten am Montagabend, zu welchem auch viel Apnoetraining gehört, gehen wir in den Sommermonaten zusammen an den Starnberger See und besuchen Fortbildungen, wie zuletzt am Murner See hinter Augsburg, wo wir mit der renommierten Apnoeistin Heike Schwerdtner und ihrem Team ein ganzes Wochenende im Wasser verbrachten und neue Techniken erlernen durften. Unsere Devise lautet hierbei: Jede/r so viel wie er oder sie will und kann. Niemand muss irgendwelche Zeiten oder Tiefen erreichen. Wir erkunden gemeinsam die Leistungsfähigkeit unseres Körpers und unserer Psyche und gehen ganz entspannt an die Sache heran und in die Tiefe hinab.
Zur Geschichte des Apnoetauchens
Die Geschichte des Tauchens geht auf eine lange Tradition zurück. Einige archäologische Fundstücke belegen, dass sie bis ins Jahr um 4.500 vor Christi reicht. Bevor die Menschen in der Renaissance erstmals ernsthaft mit den ersten Tauchapparaten und –hilfsmitteln zu experimentieren begannen, war das Apnoetauchen der einzige Weg, um an Perlmuscheln, rote Korallen, Schwämme oder andere Meeresfrüchte als Nahrungsquelle zu kommen. Zu den ersten heutzutage bekannten Apnoetauchern zählt das Volk der Haenyeo in Korea sowie die japanischen Amas. Die Tradition der Amas wird noch heute in Japan fortgeführt. Und auch im Mittelmeer stiegen die ersten Schwammtaucher zu Zeiten des griechischen Dichters Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. auf zwanzig bis dreißig Meter hinab, um Badeschwämme zu ernten, mit welchen sich im antiken Griechenland gereinigt wurde.
Auch damals haben schon Apnoetaucher Gewichte zum Abtauchen genutzt, um schnell in die Tiefen von bis zu 30 Metern zu gelangen. Hierzu nutzten die griechischen Freitaucher Skandalopetra, eine Steinplatte, welche zwischen 8 bis 14 kg schwer, hydrodynamisch und abgerundet ist. Diese wurde mit Hilfe eines Seils mit dem Boot verbunden und beim Tauchen wurde der Stein mit beiden Händen gehalten. Um wieder an die Oberfläche zu gelangen, stellten sich die Taucher auf die Steinplatte, welche von einem Bootsmann nach oben gezogen wurde.
Ebenso bilden die Speertaucher rund um das Mittelmeer den geschichtlichen Hintergrund für die Entwicklung des Apnoesports.
Neben den wirtschaftlichen Interessen gab es auch schon sehr bald eine weitere treibende Kraft, die die Kunst des Freitauchens perfektionierte: das Militär. Verschiedene Geschichtsschreiber schilderten in ihren Berichten bereits vor 2.400 Jahren das Wirken der Kampftaucher, deren Aufgabe es war, unter feindliche Boote zu tauchen um deren Rumpf anzubohren, die Ankertaue zu kappen oder auch geheime Botschaften zu überbringen.
Als Sparta im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Athenern belagert wurde, ließen sich dessen Einwohner von Tauchern mit dem Notwendigsten versorgen.
Im Jahre 1913 vollzog sich die legendäre und oft rezitierte Geschichte des Griechen Giorgis Haggi Statti. Das italienische Kriegsschiff Regina Margerita verlor bei einem Ankermanöver vor der griechischen Insel Karpathos seinen Anker. Nach unzähligen Tauchgängen im Stile der griechischen Schwammtaucher schaffte es der Grieche doch tatsächlich, den Anker in einer Tiefe von ca. 75 Metern zu finden und zu bergen. Das Erstaunliche war der Gesundheitszustand des Griechen vor seinem Tauchgang: 1,75 Meter groß, ca. 60 kg schwer, Puls zwischen 80 und 90 Schlägen, ein Trommelfell war gerissen, das andere gar nicht mehr vorhanden und seine Lunge hatte ein Emphysem. Aber dennoch war er in der Lage einen Tauchgang in solch eine Tiefe zu bewältigen.
Den ersten offiziellen Weltrekord stellte Raimondo Bucher 1949 auf, der damals wettete, er könne auf eine Tiefe von 30 Meter tauchen. Somit war der Kampf um die Tiefe offiziell eröffnet. 1961 tauchte Enzo Maiorca als Erster auf eine Tiefe von 50 Meter. Die magische 100 Meter Marke knackte, entgegen aller wissenschaftlicher Theorie, die diese Tiefe als für den Menschen unerreichbar berechnete, als erster 1976 der Franzose Jaques Mayol. 13 Jahre später überraschte Angela Bandini die Tauchwelt und stellte mit einer erreichten Tiefe von 107 Metern sämtliche Rekorde in den Schatten. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Freitauchern auf einem hohen Niveau, wie sich an der Entwicklung des Apnoesports zum Breitensport zeigt. Weltrekorde werden in der heutigen Zeit nicht mehr im Jahresabstand gebrochen, sondern fast schon im Monatsschritt.
(Quelle: Mares Freediving Team)
Anouks erste Versuche mit der Monoflosse
Am Wrack von Pomonte
Während unserer Vereinsfahrt auf Elba besuchten wir auch das bekannte Wrack von Pomonte, welches durch die Tiefe von nur 16 Meter und der Nähe zum Ufer eine gute Gelegenheit für einen entspannten Apnoeausflug für alle Niveaustufen bietet. Die Elviscott war ein ca. 25 Meter langes Frachtschiff, dass 1976 vor der Küste Elbas sank und nun ein schönen Tauchspot abgibt. Von außen liefert sie ein mystisches Bild und in ihrem Inneren können etwas Fortgeschrittenere auch den Maschinenraum und die Küche bewundern.
Die Monoflosse wird beim Apnoetauchen in verschiedenen Disziplinen wie zum Beispiel dem Tief- und Streckentauchen verwendet.
Sie erlaubt einen Schwimmstil, wie man ihn von Delfinen und Walen kennt. Das Flossenblatt bietet eine Vortriebsfläche, die bis zu 15 Mal größer ist als die eines menschlichen Fußes, weshalb die Tauchgeschwindigkeit bei weniger Energie- aufwand beträchtlich erhöht werden kann.
Im Dezember 2018 besuchten drei unserer Mitglieder einen Workshop für Anfänger und Fortgeschrittene, um einen Einblick in die Technik des Tauchens mit der Monoflosse zu erlangen.
Spannend und muskelzährend zeigte uns die Rekord-Apnoeistin Heike Schwerdtner, wie eine kraftvolle Wellenbewegung vom Brustbein ab, bis in das Flossenende verlaufend ein sehr anmutiges und hydrodynamisches Schwimmgefühl verleiht.
Monoflossenworkshop mit Heike Schwerdtner