Padua, Y-40, Meeresgesang, Feueratmung, Pizza und mehr
Ein Bericht von Ilona Frank, Jugendleiterin und Tauchlehrerin im PTSV
Wolfgang Burkhardt (Burkhi) in seiner Rolle als neuer Ressortleiter im BLTV lud zu einem Apnoe Workshop am Anfang der Faschingsferien nach Padua ein.
Erstmalig erfuhr ich von dieser Ausschreibung beim Apnoeausbildertreffen in Augsburg (siehe Taucherblattl Nr. 1/2020), wo ich mich als langjährige Gerätetauchlehrerin aus Interesse an erweiterten Trainingsmöglichkeiten im Hallenbad reingemogelt hatte. Und sozusagen unterm Tannenbaum hielt mir dann mein Mann, Elof, die fertige Ausschreibung unter die Nase und teilte mir gleich mit, dass er sich dazu anmelden würde. 'Ob ich nicht mitkommen wollte', fragte er lapidar.
Foto: Die Apnoeisten des PTSV und BLTV haben sichtlich gute Laune.
Ich selbst konnte dem erstmal nichts abgewinnen, dachte ich doch bisher, dass Apnoe mehr in kalten Seen stattfindet, oder in irgendwelchen Schwimmbädern und blauen Grotten, wo rekordhungrige Apnoeisten auf die Jagd nach Bestleistungen gehen. Zumindest waren das bisher meine Ausreden nie so wirklich mitgemacht zu haben bei den diversen BLTV Veranstaltungen am Murner See, auf Gozo, oder wo sonst die BLTV-Apnoeisten so unterwegs sind.
Jetzt also die Ausschreibung unter der Leitung von Burkhi, das war schon mal ein Pluspunkt, denn seine Art und Weise das Apnoetauchen und das dazu gehörige Training mehr als Philosophie zu vermitteln gefiel mir. Das letzte Ass im Ärmel wurde noch auf den Gabentisch gelegt: Padua, Dolce Vita, Thermalquellen, 33 Grad warmes Wasser, kein Tauchanzug, kein Blei, ein nettes Hotel, das alles vereinigt sich im Austragungsort, dem Y-40! ‚Y-what‘? Doch, Y-40, der tiefste Pool der Welt, zumindest bis auch dieser Rekord mal gebrochen sein wird.
Die Wasseroberfläche beträgt 21x18 m, also schon ein Pool stattlicher Grösse, und stufenartig in die Tiefe verbaut. Verschiedene Zwischentiefen mit etlichen fest verankerten Bojen führen zur eigentlichen Sensation, dem Bereich mit der maximalen Tiefe von 42,15 Metern. Das Becken fasst 4300 m3 Thermalwasser, das auf einer Temperatur von 32-34 Grad gehalten wird. Umberto Pelizzari schrieb sogar: “Tiefe Gefühle, die es zu erleben, man sich kaum vorstellen kann.“
Also dann, das musste ich am eigenen Leib erfahren. Am 23. Februar ging es auf nach Padua! Mit leichtem Tauchgepäck, eigentlich ein Widerspruch an sich, denn wann ist ein Tauchgepäck wirklich klein und handlich. Hier jedoch wörtlich: ABC-Ausrüstung, die auf der BOOT 2020 in Düsseldorf dieses Jahr mit einem netten Paar Apnoe-Flossen erweitert wurden.
Ganz im Sinne der Umwelt fuhren wir am Sonntagvormittag in Fahrgemeinschaften nach Padua, denn am Nachmittag stand bereits unsere erste Schwimmbadeinheit an. 18 Mitstreiter fanden sich im angrenzenden Hotel Millepini ein, sogar aus dem bayerischen Ausland (NRW) kamen zwei Apnoeisten angereist. Nach einem kurzen Kennenlernen zauberte Burkhi für das Geburtstagskind des Tages eine Pralinen Schachtel aus seiner Heimat Augsburg hervor (und das wiederholte er am Tag danach gleich nochmal für das zweite Geburtstagskind – sehr aufmerksam!).
Zuvor gab es auch noch die erste Theorieeinheit. Stefan Endrass vermittelte sehr anschaulich die Physiologie des Apnoetauchens.
Endlich war der Moment der Praxis gekommen. Aber, am Beckenrand wurde unser Tatendrang sofort ins Wasser zu hüpfen jäh durch eine resolute junge Italienerin (und ihres Zeichens Salvataggio – Lebensretterin) gestoppt. Diese hatte die Aufgabe für Zucht und Ordnung zu sorgen, und so vermittelte sie uns die speziellen Badregeln des Y-40. Vorgetragen in Englisch, aber der italienische Sing-Sang schwang bei jedem Wort mit (kein Wort ohne ein Vokal am Ende). Keiner traute sich irgendwelche Spässchen zu machen, strahlte sie doch eine unumstössliche Autorität aus.
Schliesslich ging es los, und für mich war es vom ersten Moment an pure Freude. In kleinen Gruppen wurde eingetaucht und an den verschiedenen Tiefenstationen ging es peu-a-peu voran. Jeder konnte sich in seinem Wohlfühl-Tempo steigern, angeleitet von einem erfahrenen Ausbilder. Im Vordergrund stand ganz eindeutig der Spass und die Sicherheit am Apnoetauchen. Und natürlich wurde am ersten Tag der tiefste Bereich ausgelassen, waren wir doch erst am Vormittag nach längerer Fahrt angereist. Wir wollten uns ja auch noch etwas Besonderes für die kommenden Tauchgänge aufbewahren.
Jede(r) fühlte sich von Anfang an gut aufgehoben und die Praxiseinheiten von jeweils 90 Minuten vergingen wie im Fluge. Die Atmosphäre im Wasser war unbeschreiblich schön, zu der sicherlich die Wärme und die entspannende Unterwassermusik ihren Teil beitrugen.
Wer sich so viel bewegt hat, darf natürlich abends lecker essen gehen und was isst man am besten in Italien? Salat, Pizza und Pasta im nahegelegenen Restaurant. Bei diesen gemütlichen Abenden haben wir uns alle etwas besser kennengelernt und so saßen einige von uns noch gerne etwas länger zusammen.
Zu jeder neuen Praxiseinheit wurden die Gruppen neu eingeteilt, so lernten wir uns im Wasser auch untereinander alle etwas näher kennen. Davor aber wurde konsequent Theorie vermittelt oder eine kurze Einheit mit Entspannung, Atemübungen und Yoga angeboten.
Vor allem in den Atem- und Yogaübungen zeigte Burkhi dann seine ganze Begeisterung für das breitensportliche Apnoetauchen, und so erlernten wir die Bauchatmung, die Feueratmung (Kapalabathi) und die Wechselatmung (Anuloma viloma). Auch anhand dieser Vorbereitungen konnte jeder im anschliessenden Praxisteil eine direkte Verbesserung der Tauchtiefen feststellen. Für mich besonders angenehm an der ganzen Philosophie dieser Tauchfahrt, es kam nie der Eindruck von Leistungszwang auf. Alle Teilnehmer freuten sich gemeinsam über die zahlreichen Personal-Best, die wie auch immer getaucht wurden (mit Mono- oder Bi-Flossen, Free Immersion, Free-Fall, ohne Flossen, etc.)
Und so vergingen diese zwei Nächte, drei Tage und vier Taucheinheiten wie im Flug. Einige von uns lernten zwischendurch noch für die Theorieprüfung, so auch ich. Am Dienstag hatten wir unsere letzte Praxiseinheit. Alle Taucher haben ihre Tiefen erreicht, die Sie für die entsprechenden Brevets erreichen wollten. Und es gab auch so manche, die es bis zum Grund geschafft haben. Hut ab – Touch Down!
Foto: Eine gute Sicherung ist beim Apnoe Tauchen einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg. Ilona demonstriert eindrucksvoll das gedachte Dreieck aus Taucher, Sicherer und Leine.
Beim abschliessenden Resümee gab es ausschliesslich positives Feedback! Zufriedene Gesichter, neue Erfahrungen im Wasser aber auch im und am eigenen Körper rundeten das Bild ab. Von mir aus hätte der Workshop noch ruhig ein bis zwei Tage länger dauern können. Die Lehrgangsleiter waren verständnisvoll, motivierend, hilfsbereit aber auch immer gut gelaunt. Die Teilnehmer waren wissbegierig, eifrig, voller Tatendrang und zudem auch noch tiefenentspannt. Was will man mehr?
Ein Dank an Burkhi für die vorbildliche Organisation (aus eigener Erfahrung weiss ich, wieviel Arbeit das kostet), aber auch an alle Ausbilder und natürlich an die Teilnehmer. Ich selbst bin infiziert vom Apnoe-Virus, und freue mich auf weitere Tauchgänge unter Gleichgesinnten in den kommenden Jahren mit dem BLTV.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir so gut es geht durch die Corona-Krise kommen. Dieser nahm leider zu der Zeit ganz in unserer Nähe seinen Anfang in Italien.
Euch allen Gute Gesundheit! Kopf hoch, irgendwann können wir den Kopf auch wieder gemeinsam unter Wasser stecken.
Ilona Frank, PTSV Starnberg